Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Beim großen epileptischen Anfall (Grand mal) verliert der Betroffene das Bewusstsein und fällt zu Boden. Der Körper verkrampft sich, es treten Zuckungen auf. Wer einen solchen Anfall beobachtet, sollte möglichst nicht in Panik geraten und sich besonnen verhalten, rät der Neurologe und Autor zahlreicher Medizin-Ratgeber, Günter Krämer. Unüberlegte vermeintliche Hilfestellungen könnten noch zusätzlich Schaden anrichten.

So bedrohlich ein solcher Anfall auch aussehen mag, er ist für die Betroffenen in aller Regel nicht lebensgefährlich. Verwirrt erscheinende Betroffene verletzen sich erstaunlich selten. Außerdem ist es praktisch unmöglich, einen Anfall zu unterbrechen, der einmal begonnen hat. Ein häufig zu Beginn ausgestoßener Schrei ist kein Ausdruck anfallsbedingter Schmerzen, sondern beruht auf einem abnormen Einsaugen von Luft.

Alle Hilfsmaßnahmen haben zum Ziel, mögliche Komplikationen und insbesondere Verletzungen zu verhindern:

  • Sofern möglich, kann man versuchen, den Stürzenden aufzufangen oder hinzulegen, am besten in die stabile Seitenlage.
  • Muss der Betroffene aus einer Gefahrenzone gebracht werden, sollte er am Oberkörper und nicht an den Extremitäten angefasst werden, denn beim Ziehen an den Armen könnte es während eines Anfalls leicht zum Ausrenken des Schultergelenks kommen.
  • Bei Unmutsäußerungen oder Abwehrbewegungen sollte der Helfer nachgeben, weil es sonst sehr leicht zu einem Raufen kommen kann (an das sich die meisten Betroffenen später nicht mehr erinnern können).
  • Oft wird in bester Absicht versucht, dem Krampfenden einen Gegenstand zwischen die Zähne zu schieben, um einen Zungenbiss zu vermeiden. Dies gelingt aber in der Regel nicht und richtet mehr Schaden an den Zähnen und andere Verletzungen an als es nutzt.
  • Für die Betroffenen sind beim Wiedererlangen des Bewusstseins die um sie herumstehenden "Gaffer" oft mit das Unangenehmste an einem Anfall, der für sie ansonsten zumeist nichts Besonderes mehr ist. Deshalb sollten nutzlos Herumstehende gebeten werden, zu gehen.
  • Wichtig ist auch, die Dauer des Anfalls zu registrieren. Zumeist sind die Anfälle nach ein bis zwei Minuten vorbei.
  • Halten die Zuckungen länger als fünf bis zehn Minuten an, ist das Gesicht blau angelaufen oder ist der Betroffene länger als 30 Minuten verwirrt, sollte ein Arzt oder ein Krankentransport verständigt werden.

letzte Änderung am 22.03.2004