Gegen die Vernachlässigung der Vernachlässigung

Stuttgart, den 30.11.2005. Die Vertreterversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg hat die Landesregierung erneut aufgefordert, den Beschluss des Landtags von 1994 zur Einrichtung von Kinderschutzambulanzen umzusetzen.

Spätestens seit den jüngsten spektakulären Fällen von Kindesmisshandlung, über die bundesweit in den Medien ausführlich berichtet wurde, scheint klar zu sein, dass Säuglinge und Kleinkinder hinter mancher Wohnungstür von ihren Eltern über Monate gequält oder vernachlässigt werden. Auch in den Kinderkliniken in Baden-Württemberg beobachten die Ärztinnen und Ärzte Säuglinge und Kleinkinder, die von ihren Eltern mit schwersten Zeichen von Vernachlässigung oder körperlicher Gewalt zur stationären Aufnahme gebracht werden. Gewalt gegen Kinder ist ein alltägliches Phänomen. Inzwischen sterben im Säuglings- und Kleinkindalter mehr Kinder durch Vernachlässigung oder körperliche Misshandlung als durch angeborene Stoffwechselstörungen oder Missbildungen. Diese Tatsachen müssen endlich zur Kenntnis genommen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Die Vernachlässigung darf nicht weiter vernachlässigt werden.

Nach Überzeugung der Vertreterversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg sind frühzeitige und regelmäßige ärztliche Untersuchungen zur Prävention und Früherkennung von Gewalt gegen Kinder unverzichtbar. Die politisch Verantwortlichen müssen begreifen, so die Entschließung der Ärztevertreter, dass die generationenübergreifende Spirale von Gewalt im Säuglings- und Kleinkindalter nur von Ärzten effektiv gestoppt werden kann, da fast alle Säuglinge und Kleinkinder durch körperliche Erkrankungen in Kontakt mit niedergelassenen Ärzten oder Kliniken kommen.

Der Ausschuss "Gewalt gegen Kinder" der Landesärztekammer hat deshalb für die baden-württembergischen Ärztinnen und Ärzte den Leitfaden "Gewalt gegen Kinder" und die Fortbildungsmaterialien überarbeitet. Um die Not der betroffenen und gefährdeten Kinder, aber auch die der Eltern wirksam lindern zu können, fordert die Vertreterversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg alle Verantwortlichen auf, die Kinderkliniken und niedergelassenen Ärzte zu unterstützen und das "Hin- und Hergeschiebe" um die notwendige Finanzierung zu beenden.

Weitere Informationen über den Ausschuss "Gewalt gegen Kinder".

Stand: 30.11.2005

Zurück

letzte Änderung am 30.11.2005