Arztpraxen leiden unter Wirtschaftskrise

Deutlich weniger Angestellte und Auszubildende bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten

Die Wirtschaftskrise macht vor den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht halt: Wie auch in anderen Wirtschaftszweigen sehen sich Arztpraxen aktuell gezwungen, auf Personal und Auszubildende zu verzichten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg unter den rund 5.500 Niedergelassenen ihres Einzugsbereiches.

"Die Situation bei unseren Medizinischen Fachangestellten ist alarmierend", so Dr. Klaus Baier, Präsident der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg und Auftraggeber der Studie. Über 95 Prozent seiner Mitglieder gaben in der Umfrage an, dass sie im laufenden Jahr kein zusätzliches Personal einstellen werden. Und das, obwohl Patienten die Arztpraxen im Schnitt bis zu 18 Mal pro Jahr besuchen und qualifizierte Mitarbeiter eigentlich dringend benötigt werden. "Die wirtschaftliche Lage in den Praxen ist jedoch sehr schlecht; dazu trägt neben der allgemeinen Wirtschaftskrise besonders die missglückte Honorarreform bei", ist Dr. Baier überzeugt.

Fast ein Viertel der Arztpraxen in Nordwürttemberg musste aufgrund der ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sogar Personal entlassen, zirka zur Hälfte Vollzeitkräfte. 36 Prozent der Befragten rechnen damit, in der zweiten Jahreshälfte Mitarbeiter freisetzen zu müssen; in dieser Prognose überwiegen geplante Entlassungen von Vollzeitkräften mit 41 Prozent, gefolgt von Teilzeitkräften mit 33 Prozent. Bereits ausgesprochene Änderungskündigungen gaben 13 Prozent der Ärztinnen und Ärzte an; im wesentlichen ging es dabei um eine Stundenreduktion bei Teilzeitpersonal.

Auch mit Blick auf die Auszubildenden warnt der Kammerpräsident vor der sich abzeichnenden Entwicklung: "Über 86 Prozent der Befragten werden 2009 keine Azubis einstellen können." Diese Beobachtung bestätigt die Erhebung eindrucksvoll: Vor einem Jahr wurden in Nordwürttemberg bis Juli noch 372 Ausbildungsverträge geschlossen; aktuell sind es nur 320; ein Rückgang um mehr als 16 Prozent. "Damit ist in Baden-Württemberg aus unserer Sicht die Zielvorgabe des nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs gefährdet", befürchtet Dr. Baier.

Zusammenfassend urteilt Kammerpräsident Dr. Baier: "Arztpraxen sind als mittelständische Unternehmen genauso von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängig wie alle anderen Branchen. Deshalb, aber auch vor dem Hintergrund der Abwanderung von Ärzten ins Ausland und des sich abzeichnenden Hausärztemangels in ländlichen Gebieten von Baden-Württemberg, der von der Politik geschürten Neiddebatte in der Öffentlichkeit und der überbordenden Bürokratie, der sich Ärztinnen und Ärzte ausgesetzt sehen, warnen wir eindringlich vor weiteren Einschnitten im Gesundheitswesen - im Interesse von Ärzten und Patienten."

Stand: 29.07.2009

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letzte Änderung am 29.07.2009