Neue Wege: Ärztlicher Nachwuchs für die Ortenau

Informatives Wochenende für Medizinstudenten

„Wir wollen nicht jammern, sondern etwas tun“. Mit diesem Ansatz konzipierten Ulrich Geiger, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Ortenau, und Petra Spitzmüller, stv. Geschäftsführerin der AOK Südlicher Oberrhein, ein Wochenende für Medizinstudenten Mitte November in Gengenbach. Aber nicht nur die Konzeption ist ein Novum, auch die Zusammenarbeit von Ärzteschaft und Krankenkasse ist in dieser Form bemerkenswert.

Der Grund für das Handeln wird schnell klar: In der Ortenau ist jeder vierte niedergelassene Hausarzt über 60 Jahre, und die Nachfolge ist oft noch unklar. „Auch unsere Kinder sollen in Zukunft noch einen Hausarzt haben“ erklärt Petra Spitzmüller die Idee, die hinter der Einladung stand. Damit stießen beide bei Manfred Hammes, Geschäftsführer der WRO, der Agentur für Standortmarketing und Öffentlichkeitsarbeit der Region, auf offene Ohren. „Der Generationswechsel ist auch bei uns Ärzten in vollem Gang“, berichtet Ulrich Geiger, selbst niedergelassener Arzt in Offenburg. „So haben wir nach einem Weg gesucht, Medizinstudenten und engagierte Ärzte in der Ortenau zusammen zu bringen“. Neben Landrat Frank Scherer, dem Schirmherren der Veranstaltung, standen auch die Bürgermeister der Gemeinden Gengenbach, Biberach und Zell a.H. auf Anhieb hinter dem Projekt. Schließlich geht es bei medizinischer Versorgungsqualität immer auch um Wohnqualität. Und diese ist den Gemeindevorstehern eine Herzensangelegenheit. So bot die Stadt Zell a.H. sofort an, die Veranstaltung auch finanziell zu unterstützten.

„Viele Studenten kennen die Ortenau nur als Zughalt oder Baustellengegend auf der Autobahn, und wissen gar nicht, welche Weiterbildungsperspektiven sich hier bieten und wie hoch die Wohn- und Lebensqualität in der Region ist“, so Geiger. „Wir möchten dem Medizinnachwuchs zeigen, wie gut es sich in der Ortenau leben und arbeiten lässt, wie gut die Netzwerke in der medizinischen Versorgung funktionieren, welche Fortbildungsmöglichkeiten und Perspektiven sich hier bieten“, ergänzt Petra Spitzmüller. „Aber wir möchten auch zeigen, was man hier in der Freizeit unternehmen kann, wie gut die Verkehrsanbindung nach Straßburg oder Freiburg ist und welche Kinderbetreuungsmöglichkeiten geboten werden. Das ist für viele junge Familien eine der zentralen Fragen“. Und da eine Standortentscheidung meist eine partnerschaftliche Entscheidung ist, wurden die Partner gleich mit eingeladen – was sich ebenfalls rechnen könnte. Schließlich ist die heimische Wirtschaft immer auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften.

Beim ersten Kennenlernen wurde die Ortenau und deren wirtschaftliche Bedeutung in Zahlen, Fakten und Bildern und die Versorgungssituation im Ortenaukreis sowie die Chancen von Selektivverträgen vorgestellt. Friedrich Fichtner erklärte, was es mit dem Versorgungsmodel Gesundes Kinzigtal auf sich hat. Danach besuchten die angehenden Mediziner einige Praxen niedergelassener Ärzte in der Umgebung. Dort standen die Praxischefs Rede und Antwort, sprachen über ihre Erfahrungen und gaben, quasi auf Augenhöhe, einen Einblick in ihre tägliche Arbeit als Arzt in einer ländlichen Region. Am Abend brach man gemeinsam zu einer Entdeckungstour nach Straßburg auf. „Wir wollten deutlich machen, dass die Ortenau nicht im Abseits liegt“, so Spitzmüller. „Städte wie Straßburg, Freiburg oder Karlsruhe sind bequem zu erreichen, ebenso die Freizeitregion mit dem Schwarzwald oder den vielen Seen der Region“.

Am Sonntagvormittag standen Themen wie die Organisation der Weiterbildung im Fokus. „Hier bietet die Ortenau mehr als andere Regionen in Baden-Württemberg“ sagen Geiger und Spitzmüller übereinstimmend. Zwei Assistenzärztinnen bereicherten die Diskussion mit ihren Erfahrungen zum Berufseinstieg, aber auch zu Fragen wie Kinderbetreuung und Wohnungssuche.

Die 22 Studenten waren von dem ganz besonderen „Date mit der Ortenau“ sehr angetan. „Ich bin mir sicher, dass wir an diesem Wochenende viele Setzlinge für den Ärztenachwuchs in der Ortenau gepflanzt haben“, ist Geiger überzeugt. Das Informationswochenende war übrigens schon nach kürzester Zeit ausgebucht. Und da die Warteliste der Interessenten schon lang ist, denken die Veranstalter gerade über eine zweite Auflage nach. Auch dann wird die Botschaft lauten: „Wir warten auf Euch, Ihr seid hier herzlich willkommen“.

„Eine schöne Region mit vielen engagierten Menschen““
Isabella Wiesmeier, Medizinstudentin aus Freiburg

„Gerade im Gespräch mit den Hausärzten wurden viele Fragen beantwortet, die im Studium offen bleiben“
Hannah Hertenstein, Medizinstudentin aus Freiburg

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Ulrich Geiger bei seinem Vortrag vor den Studenten  

Eckfoto
Ein informatives Wochenende für Medizinstudenten

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Dr. Wolfgang Stunder gewährte dem Nachwuchs Einblicke in seine Praxis

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letzte Änderung am 22.11.2012