Bei Schlaganfall ist schnelles Handeln gefragt!

Der Schlaganfall gehört zu den großen Volkskrankheiten, alleine in Deutschland sind jährlich etwa 250.000 Menschen davon betroffen. Hoher Blutdruck, Rauchen und Diabetes zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren. Um bleibende Schädigungen wie die bekannte halbseitige Lähmung zu vermeiden, muss nach Auftreten der ersten Symptome schnell gehandelt werden. Die ersten Stunden sind entscheidend! Bei rascher Diagnosestellung und Einleitung einer Therapie in spezialisierten Schlaganfall-Stationen können dauerhafte Einschränkungen gering gehalten werden. Da das Wissen über die Symptome des Schlaganfalls lebensrettend sein kann, unterstützt das Unternehmen Boehringer Ingelheim die Aufklärungskampagne "Baden-Württemberg gegen den Schlaganfall".

Wie häufig ist ein Schlaganfall?

Weltweit erleiden jährlich ungefähr 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall, über 5 Millionen versterben an dessen Folgen. In Deutschland trifft dieses Schicksal jedes Jahr ca. 250.000 Menschen, hinzu kommen etwa 15.000, die binnen einem Jahr nach dem ersten Schlaganfall noch einen Folgeschlaganfall erleiden. Immerhin 40 % der Betroffenen sterben innerhalb des ersten Jahres. Von den Überlebenden sind fast zwei Drittel in der Folge pflegebedürftig, 15 % davon so schwer, dass eine Versorgung in Pflegeeinrichtungen erforderlich ist. Obwohl auch immer häufiger jüngere Menschen betroffen sind, ereignen sich mit 80 % doch die meisten Schlaganfälle in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. All dies sind erschreckende Zahlen, die aber durch ein besseres Wissen über die Symptome eines Schlaganfalls sowie ein rasches Handeln deutlich gesenkt werden können.

Was passiert bei einem Schlaganfall?


Mit zunehmendem Alter kann es, vor allem im Verbund mit Risikofaktoren - wie hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und Übergewicht -, zu einer Arteriosklerose kommen. Das bedeutet, dass die Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen, langsam verkalken und sich dadurch Engstellen bilden können. Man spricht dann von einer Thrombose, einem Gefäßverschluss, der an dieser Stelle zu einer Mangeldurchblutung führt. An vorgeschädigten Gefäßwänden können auch Blutgerinnsel entstehen. Sollte ein Blutgerinnsel abreißen und im Gehirn ein Gefäß vollständig verstopfen (Embolie), so werden die Hirngewebe und Nervenzellen, die im Versorgungsgebiet dieses Gefäßes liegen, nicht mehr durchblutet. Auch durch Herzrhythmusstörungen kann es zur Bildung eines Blutgerinnsels -  in diesem Fall im Herz -  kommen, das ebenfalls, wenn es mit dem Blut abgeschwemmt wird, im Gehirn ein Blutgefäß verschließen kann. Es ist der Mangel an Blut und damit an Sauerstoff und Nährstoffen, der schließlich zu den neurologischen Ausfällen, wie einer halbseitigen Lähmung, Gefühlsstörungen oder Sprach- bzw. Sprechstörungen, führt.

Etwa 85 % aller Schlaganfälle lassen sich auf den Verschluss eines Hirngefäßes zurückführen - man spricht dann von einem Hirninfarkt oder im Fachjargon von einem "ischämischen Schlaganfall". Dazu zählen auch vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns, die sogenannte TIA ("transitorische ischämische Attacke"). Obwohl es bei einer TIA zu keinen dauerhaften Ausfall- oder Lähmungserscheinungen kommt, sollte diese als Warnzeichen äußerst ernst genommen werden. Denn vielfach geht sie einem gefährlichen Hirninfarkt mit der Gefahr dauerhafter Schädigungen voraus.

Weniger häufig besteht die Gefahr, dass ein Gefäß im Gehirn platzt und größere Blutmengen in das Hirngewebe austreten. In diesen Fällen einer Hirnblutung - auch als "hämorrhagischer Schlaganfall" bezeichnet -, treten häufig nicht nur neurologische Ausfälle auf, sondern es kommt auch zu einer rasch zunehmenden Störung des Bewusstseins. Mit ca. 15 % ist dies eine seltener auftretende, aber besonders gefährliche Schlaganfall-Form.

Wie erkenne ich einen Schlaganfall?

Das Wort "Schlaganfall" drückt schon aus, dass bei den betroffenen Personen schlagartig, wie aus dem Nichts, neurologische Ausfälle auftreten. Am häufigsten kommt es zu einer halbseitigen Lähmung von Arm und Bein, einem Herabhängen des Mundwinkels, einem Ausfall der Sprechfunktion oder zu Schwierigkeiten, Worte zu finden und zu verstehen. In seltenen Fällen tritt vorübergehend Doppeltsehen oder Blindheit auf einem Auge oder heftiger Schwindel mit Gangunsicherheit auf. Im Gegensatz zum Herzinfarkt verspüren Betroffene bei einem ischämischen Schlaganfall keine Schmerzen, nehmen den Vorfall vielfach nicht ernst und zögern daher, den Notarzt zu rufen - ein fataler Fehler!

Im Zweifel immer und sofort die 112 wählen!

Immer (!) wenn Symptome wie Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen schlagartig auftreten, sollte der Betroffene oder Angehörige bzw. Arbeitskollegen sofort die Notrufnummer 112 anrufen. Die Leitstelle der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes entscheidet anhand der Schilderung der Symptome, ob ein Notarzt zusammen mit Rettungssanitätern geschickt werden muss oder ob die Anwesenheit von erfahrenen Rettungssanitätern ausreicht.

Zeit ist bei einem Schlaganfall FAST alles

Eine Entscheidungshilfe dafür, ob ein akuter Schlaganfall vorliegt, bietet die "FAST Methode", durch die der Notarzt oder die Rettungssanitäter mit 95%iger Sicherheit den Verdacht auf einen Schlaganfall erhärten oder verwerfen können. Mit einfachen Mitteln können Hinweise auf Lähmungserscheinungen im Gesicht (Face), der Arme (Arm) und der Sprache (Speech) gefunden werden. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist es dann das vorrangige Ziel den Patienten in so kurzer Zeit (Time) wie möglich in ein Krankenhaus mit einer speziell ausgerichteten Schlaganfall-Station, auch Stroke Unit genannt, zu bringen. Dort bestehen die besten Chancen für eine weitergehende Diagnostik und eine lebensrettende Akutbehandlung durch spezialisierte Ärzte - in der Regel Neurologen - und entsprechend geschultes Fachpersonal.

Der Faktor Zeit ist besonders wichtig, denn nur in den ersten drei bis vier Stunden, besser jedoch noch früher nach dem Schlaganfall kann durch eine sogenannte Thrombolyse, das ist die Auflösung des Blutgerinnsels durch ein Medikament, das Risiko für bleibende Schädigungen deutlich gesenkt werden. Es gilt: Je weniger Zeit bis zur Behandlung vergeht, desto größer ist die Chance für einen langfristigen Therapieerfolg!

Kann man einem Schlaganfall vorbeugen?

Jeder Mensch kann durch sein Verhalten das persönliche Schlaganfallrisiko verringern. Wie bei so vielen Krankheiten gehören der Verzicht auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sowie eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichende, regelmäßige Bewegung zu den vorbeugenden Maßnahmen.

Aber auch bei einem gesunden Lebensstil sollten bekannte Risikofaktoren für einen Schlaganfall durch den Hausarzt intensiv kontrolliert und behandelt werden. So gilt es etwa den Blutdruck als wichtigsten Risikofaktor unbedingt in einen Bereich von unter 140/90 mmHg zu bringen. Bei Patienten mit Diabetes muss konsequent der Blutzucker richtig eingestellt werden. Bei diesen Patienten müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken. Sowohl Bluthochdruck als auch Diabetes begünstigen die Kalkeinlagerung in die Blutgefäße und erhöhen so das Risiko für einen Schlaganfall.

Weitere Risikofaktoren, bei denen von ärztlicher Seite risikosenkende Therapien eingeleitet werden sollten, sind Fettstoffwechselstörungen und bestimmte Herzerkrankungen, wie z. B. Herzrhythmusstörungen, oder ein per se erhöhtes Thromboserisiko. Bei letzteren spielt die medikamentöse Blutverdünnung eine wichtige Rolle in der Schlaganfallprophylaxe.

 

Landesärztekammer Baden-Württemberg beteiligt sich an landesweiter Gesundheitsinitiative

Baden-Württemberg gegen den Schlaganfall


Im Mai startet die Gesundheitsinitiative "Baden-Württemberg gegen den Schlaganfall" unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie unter Beteiligung der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Mit im Boot sind unter anderem auch zahlreiche Krankenhäuser und weitere Organisationen des Gesundheitswesens.

Im Rahmen der Initiative finden im Mai und Juni landesweit viele unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen statt, mit denen die Bevölkerung über die Möglichkeiten zur Prävention, Erkennung und Behandlung des Schlaganfalls aufgeklärt wird. Ziel ist es, dass möglichst viele Menschen umfassend über die Symptome und Folgen eines Schlaganfalls Bescheid wissen und so der Schlaganfall stärker in das Bewusstsein aller Generationen rückt. Eine Übersicht aller Aktionen und Veranstaltungen sowie weitere Informationen werden fortlaufend auf der Kampagnen-Website aktualisiert.

Weitere Infos: www.bw-schlaganfall.de

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letzte Änderung am 19.03.2013