Bei Schlaganfall ist schnelles Handeln gefragt!

Bei einem akuten Schlaganfall entscheidet die bis zur Behandlung vergehende Zeit maßgeblich darüber, wie viele und ob bleibende Schädigungen bei den Betroffenen zurückbleiben: "Zeit ist Hirn!" Damit möglichst wenig Zeit zwischen dem Erkennen eines Schlaganfalls, dem Transport ins Krankenhaus, der endgültigen Diagnose und Einleitung der Therapie verloren geht, muss die sogenannte Rettungskette funktionieren: Wie bei einem Staffellauf in der Leichtathletik ist ein Sieg nur dann möglich, wenn in der "Schlaganfall-Staffel" alle einzelnen Mitglieder gut aufeinander abgestimmt sind.

Der Lauf beginnt erst, wenn ein Startschuss abgegeben wurde, denn ohne, dass nach erfolgtem Schlaganfall jemand reagiert, passiert auch nichts. Je nach Schwere des Anfalls ist der Betroffene selbst, Familienangehörige, Freunde oder Arbeitskollegen gefragt, den Startschuss abzugeben! Dazu müssen die Symptome des Schlaganfalles erst einmal erkannt werden: Schlagartig auftretende neurologische Ausfälle - eine halbseitige Lähmung oder Schwäche von Arm und Bein, ein Herabhängen des Mundwinkels, der Ausfall der Sprechfunktion oder Schwierigkeiten, Worte zu finden - sind wichtige Anzeichen eines Schlaganfalls. Mitunter kann es auch zu Doppeltsehen und vorübergehender Blindheit auf einem Auge kommen oder zu heftigem Schwindel mit Gangunsicherheit. Da diese Symptome nicht mit Schmerzen einhergehen, werden sie häufig auf den ersten Blick als harmlos eingeschätzt. Ein fataler Fehler! Zeit ist Hirn! Nur wenn diese Symptome erkannt werden, kann der so wichtige Startschuss abgeben werden, d.h. konkret medizinische Hilfe über die europaweit gültige Notrufnummer 112 angefordert werden. Darum ist es so wichtig, dass jeder Mitbürger die Symptome eines Schlaganfalls kennt.

Die Schlaganfall-Staffel: Vom Wählen der 112 bis ins Krankenhaus

Der erste Staffelläufer ist der Disponent der Leitstelle, bei der der Notruf unter der Nummer 112 eingeht. Er schätzt anhand der Schilderung des Anrufers die Diagnose ein und alarmiert, unter Berücksichtigung des Standorts des Patienten, die Notfallrettung, die den kürzesten Weg hat.

Der Stab geht an die Besatzung des Rettungsfahrzeuges, den zweiten Staffelläufer, über. Die Rettungssanitäter begeben sich so schnell wie möglich zum Patienten. Diese qualifiziert geschulten Besatzungen des Rettungsfahrzeuges müssen in der Lage sein, die Verdachtsdiagnose Schlaganfall zu verwerfen oder zu bestätigen. So können zum Beispiel mit der einfach anwendbaren FAST-Methode rasch Hinweise auf Lähmungserscheinungen im Gesicht (Face), der Arme (Arm) und der Sprache (Speech) gefunden werden, um schnell den Verdacht auf Schlaganfall zu erhärten und dann keine Zeit (Time) zu verlieren.

Das Team muss - gegebenenfalls gemeinsam mit einem angeforderten Notarzt als drittem Staffelläufer - zudem andere Gefahren für Leib und Leben des Patienten sofort erkennen und falls erforderlich behandeln können. Dies betrifft vor allem die Stabilisierung der wichtigsten Körperfunktionen wie das Aufrechterhalten oder die Wiederherstellung von Atmung, Bewusstsein und Kreislauf.

Dann geht der Staffelstab wieder an den Disponenten der Leitstelle, diesmal als viertem Staffelläufer, zurück. Die technische Ausstattung erlaubt es ihm, die nächste freie und einsatzbereite Schlaganfall-Station (auch Stroke-Unit genannt) für den betroffenen Patienten auszumachen.

Der fünfte Staffelläufer ist erneut der Rettungssanitäter, der nun den von der Leitstelle ermittelten Arzt konkret über die Eintreffzeit des Patienten in der Stroke Unit informiert. Auf schnellstem Wege und unter Verwendung der Sonderrechte eines Rettungswagens wird der Patient zum spezialisierten Krankenhaus transportiert.

Der sechste Staffelläufer ist der behandelnde Arzt der Schlaganfall-Station, ein auf Schlaganfälle spezialisierter Neurologe. Dieser übernimmt den Patienten im besten Falle direkt am Eingang und führt zur genauen Diagnosestellung eine klinische Untersuchung, vor allem aber eine Computertomografie (CT) des Schädels durch, um eine Hirnblutung auszuschließen. In 85 % der Fälle handelt es sich um einen unblutigen, durch ein Blutgerinnsel verursachten Schlaganfall ("ischämischer Schlaganfall"). Als Therapie wird im Idealfall sofort eine sogenannte intravenöse Thrombolyse-Therapie eingeleitet, um das Blutgerinnsel aufzulösen und die Durchblutung des Gehirns wieder herzustellen. Wird hingegen die seltenere Hirnblutung ("hämorrhagischer Schlaganfall") festgestellt, so muss die Blutung so rasch wie möglich gestoppt werden. Hierzu können auch operative Maßnahmen erforderlich sein.

Ohne ein gemeinsames Training kann kein Wettkampf als Team gewonnen werden. Alle Disponenten können theoretisch wie auch praktisch perfekt aufeinander abgestimmt mit allen Rettungsassistenten zusammenarbeiten, diese wiederum mit allen Patienten und schließlich mit allen Ärzten der Schlaganfall-Stationen in Baden-Württemberg - dieses Zusammenspiel ist für den Erfolg in der täglichen Notfallpraxis unerlässlich.

Nur so gelingt es, beginnend mit der raschen Alarmierung des Notdienstes über die 112, über die gesamte Rettungskette hinweg bis zum Arzt im Krankenhaus, die Zeit bis zur Behandlung so kurz wie möglich zu halten und durch frühestmögliche Einleitung medizinischer Maßnahmen bleibende Schädigungen des Patienten zu minimieren. Dies erleichtert auch die zur Besserung der Folgeschäden erforderlichen intensiven Rehabilitationsmaßnahmen, die in der Frühphase nach einem Schlaganfall im Akutkrankenhaus oder in speziell dafür eingerichteten Rehabilitationskliniken durchgeführt werden. Je nach Behinderungs- und Schweregrad der neurologischen Ausfälle erstreckt sich die Rehabilitation über zwei Wochen bis zu drei Monaten.

Landesärztekammer Baden-Württemberg beteiligt sich an landesweiter Gesundheitsinitiative

Baden-Württemberg gegen den Schlaganfall


Im Mai startet die Gesundheitsinitiative „Baden-Württemberg gegen den Schlaganfall“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie unter Beteiligung der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Mit im Boot sind unter anderem auch zahlreiche Krankenhäuser und weitere Organisationen des Gesundheitswesens.

Im Rahmen der Initiative finden im Mai und Juni landesweit viele unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen statt, mit denen die Bevölkerung über die Möglichkeiten zur Prävention, Erkennung und Behandlung des Schlaganfalls aufgeklärt wird. Ziel ist es, dass möglichst viele Menschen umfassend über die Symptome und Folgen eines Schlaganfalls Bescheid wissen und so der Schlaganfall stärker in das Bewusstsein aller Generationen rückt. Eine Übersicht aller Aktionen und Veranstaltungen sowie weitere Informationen werden fortlaufend auf der Kampagnen-Website aktualisiert.

Weitere Infos: www.bw-schlaganfall.de

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letzte Änderung am 03.04.2013